Markus Rudel

  • Jahrgang 1961
  • Seit 1986 verheiratet
  • Studium der Evangelischen Theologie von 1981 bis 1989 in Berlin und Tübingen
  • Danach berufliche Umorientierung
  • Seit 2001 Gestaltung von christlichen und nicht christlichen Trauerfeiern
  • Seit 2002 Mitglied als Trauerredner im BATF (Bundesarbeitsgemeinschaft Trauerfeiern e.V.) www.batf.de
  • 2007 Erweiterung des bisherigen Angebots um Freie Trauungen, Taufen/Willkommensfeiern und andere Lebensfeiern
  • Permanenter Besuch von Weiterbildungen in den Bereichen Seelsorge, Trauerbegleitung, Krisenbewältigung, Gesprächsführung und Rhetorik

22.08.2014 Münsinger Albbote: Emotionen und passende Texte

Markus Rudel ist auf die Kirche nicht gut zu sprechen. Und das hat seinen Grund. Der 51-Jährige ist in Ebersbach an der Fils aufgewachsen, hat in Göppingen sein Abitur gemacht, an der Kirchlichen Hochschule in Berlin Theologie studiert und in Tübingen 1989 sein Examen abgelegt. Zusammen mit seiner Frau wollte er sich eine Pfarrstelle teilen, aber selbst aus den angepeilten 50 Prozent wurde nichts. „Damals gab es zu viele Theologen, die Kirche hatte ihre Personalpolitik nicht richtig im Griff.“ Nur über Beziehungen und Linientreue sei man an eine Stelle gekommen. Wenn er über das Thema spricht, klingt er verbittert. Eine maßlose Enttäuschung, bis heute hat er sie nicht ganz überwunden. Seine Frau beginnt ein zweites Studium an einer Berufsakademie für Krankenhauswesen und arbeitet heute in führender Position in der Tübinger Sophienpflege, einer diakonischen Einrichtung der Kinder und Jugendhilfe. Er beginnt eine kaufmännische Ausbildung in einer Firma für Computergroßhandel und wechselt dann zu einer Bank in Tübingen, wo er erst in verschiedenen Filialen tätig ist und später dann in die Reklamationsabteilung in der Zentrale wechselt. Berufliche Zufriedenheit sieht anders aus.

Die findet er erst als Trauerredner und Gestalter von individuellen Feiern. „Den Menschen beizustehen, das gibt meinem Leben einen Sinn“, sagt er. Seit Anfang 2001 bietet er sich als „freier Theologe“ auch jenen Menschen an, die sich von der Kirche abgewendet haben. Er traut Paare im Grünen oder an von ihnen ausgewählten Locations, tauft und segnet Kinder, was kirchenrechtlich ohne Bedeutung ist. Schwerpunkt aber ist von Beginn an seine Arbeit als Trauerredner, die schon deshalb zunehme, weil immer mehr Menschen der Institution Kirche den Rücken zukehren, „weil sie die vorherrschenden verkrusteten Strukturen ablehnen oder sich aber mit den überlieferten Dogmen ihrer jeweiligen Konfession nicht mehr identifizieren können“ – unabhängig von ihrer religiösen Grundüberzeugung und ihrem persönlichen Glauben.

Markus Rudel ist flexibel. Wer Gebet, Psalm und Predigt möchte, dem bietet er die „christliche Terminologie“. Hinterbliebene, die literarische oder philosophische Texte bevorzugen, „diese können durchaus religiös interpretiert werden“, unterbreitet er entsprechende Vorschläge, eventuell in Verbindung mit einem Gebet oder „Vater Unser“.

Predigt oder Besinnung, wichtig ist ihm vor allem die Vita. Sie hat seiner Ansicht nach die gleiche Bedeutung wie die christliche Auferstehungsbotschaft. Er erinnert an die Charaktere der Verstorbenen, geht auf Hobbys ein, erzählt Anekdoten aus ihrem Leben. „Da jeder Todesfall eine eigene Geschichte mit sich bringt, gehe ich bei der Textauswahl sehr behutsam und mit großer Sorgfalt vor.“

Die Anforderungen seien nicht hoch genug einzuschätzen. „Es wird höchste professionelle Kompetenz im Umgang mit Tod, Trauer und Leid erwartet.“ Er nehme sich deshalb auch viel Zeit für das Trauergespräch. Ein würdevoller Abschied helfe, den Tod zu verinnerlichen und zu begreifen. Dazu gehören seiner Meinung nach „aufrichtige Worte, spürbarer Beistand und Trost in einem Ritual, das Emotionen weckt“. Musik ist da ein gutes Mittel. Ob nun die Kastelruther Spatzen erklingen oder Eric Clapton , wichtig sei, dass es zu dem Verstorbenen passt. Diese Freiheit sei der große Vorteil gegenüber den Vertretern der Kirche. Er sei ein religiöser Mensch, sagt er, habe aber seine Probleme mit bestimmten christlichen Dogmen.

GUDRUN GROSSMANN